MICC School - Projektfahrt nach Belgrad April 2023
Ab wann ist eine Tat eine Straftat? Wofür brauchen wir Gerichtshöfe? Wie können wir unsere Menschenrechte verteidigen? Diese und weitere Fragen waren Themen der MICC (Modal International Criminal Court) – Projektreise nach Serbien, Belgrad. Vom 24. bis zum 30. April dieses Jahres waren wir, zehn Schülerinnen und Schüler vom Humboldt Gymnasium Potsdam, zusammen mit Frau Seitz und Frau Schulz eine Woche lang in der Hauptstadt von Serbien, um an einem internationalen Projekt der Kreisau Initiative teilzunehmen.
Aber was genau haben wir dort eigentlich gemacht? Beim MICC-School simulieren Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 19 Jahren aus verschiedenen Ländern die Endphase mehrerer Prozesse vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Dabei setzen sie sich intensiv mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit und internationalem Strafrecht auseinander. Fälle aus historischen wie aktuellen Geschehnissen werden dort modellhaft verhandelt.
Unsere Schule vertrat bei diesem Projekt Deutschland und ebenfalls waren noch Jugendliche aus Bosnien und Herzegowina, Serbien und Kroatien dabei. Das bedeutete, dass man eigentlich durchgehend auf Englisch reden musste, was die Sprache natürlich außerordentlich schult. In nationalitätsgemischten Gruppen arbeiteten wir also an unseren Fällen, welche man entweder aus der Sicht der Anklage, der Verteidigung, der Jury oder der Presse/Journalisten bearbeiten konnte. Bei den Fällen handelte es sich um drei verschiedene internationale Verbrechen: Friedrich Flick in der Zeit von Nazi-Deutschland, Simon Bikindi im Genozid von Ruanda und Dražen Erdemović beim Völkermord in Srebrenica in der Zeit des ehemaligen Jugoslawiens. Drei sehr interessante Fälle, bei denen man unglaublich viel über die Geschichte der einzelnen Geschehnisse lernt. In den Gerichtsprozessen stellte jede Gruppe dann ihre Ergebnisse vor und die Richter entschieden, wie das Urteil jeweils ausfallen wird. Die Presse entwarf am Ende der Woche noch einen Film, welchen man sich auch auf YouTube ansehen kann.
https://youtu.be/-m8LaZml8fQ
Das hört sich alles nach sehr viel Arbeit an, was auf der einen Seite auch der Wahrheit entspricht, andererseits waren vor allem die ersten Tage anstrengender und zum Ende hin wurde es immer entspannter und man konnte viel Freizeit genießen. Die Woche wurde dann am Tag vor der Abreise mit einem Tagesausflug nach Belgrad, bei dem wir uns mehrere Stunden frei bewegen durften und die Stadt selbst erkunden konnten, und einer fröhlichen Party zurück im Hotel abgeschlossen.
Insgesamt war es eine weiterbildende Woche in jeder Hinsicht. Einerseits lernten wir viel über die Arbeit im Gericht, die Menschenrechte, das Diskutieren und natürlich auch über die Geschichte unserer Fälle. Andererseits lernten wir so unglaublich viele interessante Menschen, Persönlichkeiten, Länder und Kulturen kennen. Dazu kommt noch die Sprache Englisch, welche wir, wie schon gesagt, durch den Aufenthalt natürlich verbesserten.
All diese lebenswichtigen Dinge lernten wir eben nicht nur in den Workshops, sondern auch in unseren Unterhaltungen. Wir lernten unsere Meinung zu präsentieren, zu begründen und zu verteidigen. Oftmals gab es in unseren Diskussionen Standpunkte, mit denen wir nicht einverstanden waren. Trotzdem blieben wir respektvoll zueinander und übten unsere Kompromissbereitschaft und Toleranz.
Nicht nur haben wir durch diese Reise neue Perspektiven auf die heutige politische und rechtliche Situation mitgenommen, sondern auch ganz neue Kulturen kennengelernt.
Die Kroaten, Bosnier und Serben waren immer bereit, uns ein paar spannende Geschichten und Fakten zu ihren Ländern zu erzählen. So lernten wir den Balkan durch die Augen unserer Gesprächspartner kennen.
Natürlich nahmen wir unheimlich viel Wissen von den Workshops mit und der eine oder andere sogar eine Idee für die Berufswahl. Aber das Wichtigste, was uns von der Reise bleibt, sind die Bekanntschaften.
Egal ob Zenica, Užice oder Karlovac, überall haben wir neue Freunde, die auf einen Besuch von uns warten!
Jeder von uns ist sehr dankbar, Teil dieses Projekt gewesen sein zu dürfen, denn es ist eine einzigartige Erfahrung, welche man mit nichts vergleichen kann. Eine Erfahrung, von der wir ein ganzes Leben lang profitieren werden.
Wir möchten uns auch ganz herzlich beim Förderverein des Humboldt-Gymnasiums bedanken, der uns finanziell unterstützt hat.
Anna Padyukova und Theodor Funk